Müll auf der Straße

Leute, die zu faul zur fachgerechten Müllentsorgung sind, Entsorgungskosten sparen wollen oder es einfach nicht besser wissen, laden oft ihren Müll im Wald oder am Straßenrand ab. Das ist sowohl in Europa als auch dem Rest der Welt ein großes Problem. Und die Konsequenzen tragen wir alle.

Wie viel Müll landet im Wald?

2014 wurden in Thüringen 200 Container, also rund 250 Tonnen Müll von der thüringischen Straßenwartungsgesellschaft aus Straßengräben an Land- und Bundesstraßen entsorgt, zusätzlich wurden 12 Tonnen Müll aus dem Wald geborgen. (Quelle: MDR, Thüringen: Müll im Wald) Das ist wahrscheinlich nur ein Teil des gesamten Mülls, der illegal abgeladen wurde. Problematisch ist auch, dass einmal entstandene „wilde Müllkippen“ extrem schnell wachsen: Ein exemplarisches Gruppenphänomen.

Warum laden die Leute ihren Müll illegal ab?

Es gibt verschiedene Gründe, warum der Müll im Wald landet:

  • Wilde MüllkippeEntsorgungskosten sparen: In einigen Gemeinden ist der Sperrmüll nicht kostenlos, sodass die Entsorgung von Haushaltsgeräten Kosten hervorruft. In anderen Ländern Europas und fast überall in Lateinamerika gibt es derartige kostenlose Entsorgungsmöglichkeiten vom Staat gar nicht, sodass mit der Entsorgung von Möbeln, Haushalts- und Elektrogeräten stets hohe Kosten verbunden sind.
  • Lange Entsorgungswege: Oft ist der Wald einfach näher als die „offizielle“ Müllkippe.
  • Fehlende Aufklärung: Viele Menschen wissen gar nicht, dass es der Umwelt und somit früher oder später auch uns schadet, Müll in der Natur abzuladen.
  • Fehlende Alternativen: In Lateinamerika gibt es Regionen, in denen keine öffentliche Müllentsorgung stattfindet. Aber auch hier entsteht Müll durch Plastiktüten, Verpackungen etc. Ortsansässige entsorgen den Müll einfach im Wald oder verbrennen ihn.

Die Rechtslage und Bußgelder

In Deutschland können Müllsünder mit Geldstrafen von bis zu 50.000 Euro oder sogar Haftstrafen belangt werden. Die Strafen variieren je nach Bundesland und Art des unsachgemäß entsorgten Mülls. Hier ein kleiner Ausschnitt aus den Bußgelder verschiedener Bundesländer:

VergehenBußgeldBundesland
"unbedeutender" Müll (Zigarettenschachtel, Bananenschale, Pappbecher, Taschentuch)35€ - 70€

Hamburg
einzelne kleine Gegenstände (z.B. einzelne Kleinmöbel, Korb, Kisten)80 - 240€Bayern
mehrere Gegenstände
bis 1 Kubikmeter oder 100 Kilogramm
100 - 400€Thüringen
mehrere Gegenstände über 1 Kubikmeter oder 100 Kilogramm400 - 1500€

Brandenburg
Bis zu 5 Reifen80 - 1000€Niedersachsen
PKW100 - 2500€Mecklenburg-Vorpommern

(Quelle: Bußgeldkatalog für alle Bundesländer)

Die Konsequenzen

Der Müll im Wald hat weitreichende Konsequenzen für die dort lebenden Tiere, die Natur und auch für uns:

Waldbrände

Glasmüll im Wald ist einer der Hauptverursacher von Waldbränden. Im Durchschnitt gibt es pro Jahr in Deutschland etwa 1000 Waldbrände, größtenteils allerdings kleinerer Ausmaße. 2014 brannten aber dennoch immerhin 120 Hektar Wald ab! (Quelle: Umwelt-Bundesamt, Forstwirtschaft: Waldbrände)

Verletzte Tiere

Rehe und Wildschweine können sich an scharfen Kanten verletzten oder sich im Müll verheddern. Säugetiere, Reptilien und Vögel können den Müll mit Essbarem verwechseln und qualvoll daran ersticken.

Schadstoffe im Grundwasser

Müll auf der StraßeBesonders problematisch ist Sondermüll, der mit Schadstoffen belastet ist. Dazu gehören z.B. Farbreste, Medikamente, Energiesparlampen, Lösungsmittel, Säuren, Kleber und andere Arten von Chemikalien wie sie z.B. an alten Autos, in Kühlschränken und Elektrogeräten zu finden sind. Diese werden ins Grundwasser oder in Flüsse gespült und gelangen über kurz oder lang zu den unglaublichen Müllmengen im Meer. Dort werden sie von Fischen und anderen Meerestieren aufgenommen und landen letzten Endes bei uns auf dem Teller.

Was wird getan?

Wenn ihr glaubt, die Menschen werden sich langsam ihrer Umwelt bewusster und lernen, sie zu schützen, bewahrheitet sich das in Bezug auf die illegale Müllentsorgung in Deutschland nicht: Statt weniger zu werden, gibt es immer mehr „wilde Müllkippen“, die teuer von Städten und Gemeinden beseitigt werden müssen.

In Deutschland kümmern sich Forstämter und Straßenwartungs- und Instandshaltungsgesellschaften um die Entsorgung von wilden Müllkippen. Allerdings sind sie aufgrund knapper Budgets oft nur befugt, den gefährlichen Teil des Mülls zu entfernen. Theoretisch biologisch abbaubare Abfälle, die aber unter schlechten Voraussetzungen durchaus zig Monate brauchen, um sich zu zersetzen, verrotten vor sich hin.
Müll entsorgenUmweltschutzorganisationen, Schulen und andere Vereine, die ihre Umwelt schützen möchten, führen regelmäßig Müllsammelaktionen durch. Die größte internationale Müllkampagne leitet die Organisation “Let’s do it” mit ihrem World CleanUp Day, der derzeit in 122 Ländern im September stattfindet. Hier erfahrt ihr mehr darüber.

Sinnvoll wäre sicher, die Strafen zu erhöhen und vor allem die Überwachungen auszubauen. Derzeit wird in Deutschland nur etwa jeder achte Müllsünder gefasst und zur Kasse gebeten. Es bedarf Aufklärung über Gefahren sowie Alternativmöglichkeiten und kostenlose Entsorgungsangebote vom Staat.

Was kann ich selbst tun?

  • Zu allererst: Werft keinen Müll in den Wald oder den Straßengraben! Aber das dürfte wohl klar sein.
  • Wenn ihr Müll im Wald seht, hebt ihn auf und nehmt ihn mit!
  • Größere wilde Müllkippen kann man der Stadt melden. Die kümmert sich dann um die Entsorgung.
  • Wenn ihr Umweltsünder bei ihrer Tat beobachtet, zögert nicht: Macht ein Foto und zeigt sie an! Oder sprecht sie direkt an.
  • Vermeidet Müll! Je weniger Müll ihr fabriziert, desto weniger Energie muss für das Recycling aufgewendet werden. Hier haben wir sechs wertvolle Tipps zusammengefasst, wie ihr einfach aber effektiv eure Müllproduktion reduzieren könnt.
  • Nehmt an Aufräumaktionen teil! Es gibt zahlreiche Müllsammelaktionen. Erkundigt euch im Internet oder macht euch bereit für den World CleanUp Day im September.

Quellen

Bußgeldkatalog für alle Bundesländer
Umwelt-Bundesamt, Forstwirtschaft: Waldbrände
MDR, Thüringen: Müll im Wald