Fluorid im Leitungswasser

Fluorid ist natürlich in der Erdkruste enthalten und kommt somit auch im Wasser, sowohl im Süßwasser als auch im Salzwasser vor. Sehr mineralhaltiges Quellwasser kann bis zu 40mg pro Liter Fluorid enthalten. Aber ist das gesund? Wie viel Fluorid ist in unserem Trinkwasser und welche Auswirkungen hat das?

Was ist Fluorid und was macht es mit uns?


Fluorid ist ein hoch reaktiver Stoff, der in reiner Form so gut wie nicht vorkommt. Er ist doppelt so giftig wie Arsen. In unseren Kosmetika und Wasser wird Fluorid meist in Verbindung mit Calcium oder Natrium eingesetzt und wird somit zum Mineralstoff. Um einen essentiellen Nährstoff handelt es sich nicht. Trotz seiner Giftigkeit wirkt Fluorid sich positiv auf die Knochen- und Zahnschmelzhärte aus, weswegen es Zahncremes, Mundspülungen und Trink- und Mineralwasser zugesetzt wird.
Dennoch ist und bleibt Fluorid giftig und eine zu hohe Fluoridzufuhr kann fatale, irreversible Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben.

Von einer Fluoridüberdosierung spricht man, wenn dauerhaft mehr als 20mg Fluorid pro Tag oder eine plötzliche Zufuhr von über 5mg pro kg Körpergewicht zugeführt wird.

Nachgewiesen ist, dass eine Fluoridüberdosierung zu einer Knochen- oder Zahnfluorose führen kann. Hierbei verhärten sich Knochen und Zähne so sehr, dass sie unflexibel und somit brüchig werden. Erste Anzeichen für eine Zahnfluorose sind weiße Flecken auf den Zähnen, Personen mit Knochenfluorose neigen zu Brüchen. Einige Quellen berichten auch, dass Fluorid sich nachteilig auf bestimmte Enzyme auswirkt. Andere wiederum sprechen davon, dass es Krebs und Nervenkrankheiten begünstigt. Nachgewiesen ist das nicht.

Fluorid im Trinkwasser

Fluorid ist, wie gesagt, im Quellwasser natürlich enthalten – und zwar in sehr unterschiedlichen Mengen. Daher wird der Fluoridgehalt im Trinkwasser weltweit kontrolliert.

Der Grenzwert für Fluorid im Trinkwasser liegt in Deutschland bei 1,5mg pro Liter.

Dennoch liegen die Werte meist deutlich unter diesem Maximalwert, im Durchschnitt bei 0,3mg/l. Der tatsächliche Fluoridgehalt variiert je nach Region. Den genauen Fluoridgehalt in eurem Trinkwasser könnt ihr auf der Webseite eurer Wasserwerke nachlesen. Hier eine Übersicht über den Fluoridgehalt in den jeweiligen deutschen Hauptstädten aller Bundesländer:

BundeslandStadtFluoridgehalt in mg pro l
Baden-WürttembergStuttgart0,05 - 0,09
BayernMünchen0,1 - 0,3
BerlinBerlin0,11 - 0,24
BrandenburgPotsdam0,1 - 0,3
BremenBremenca. 0,1
HamburgHamburg0,08 - 0,15
HessenWiesbaden0,1 - 0,18
Mecklenburg-VorpommernSchwerin0,16 - 0,22
NiedersachsenHannover0.3
Nordrhein-WestfalenDüsseldorf0.13
Rheinland-PfalzMainz0.13
SaarlandSaarbrücken0,05-0,13
SachsenDresdenk/A
Sachsen-AnhaltMagdeburg<0,15
Schleswig-HolsteinKiel0,16 - 0,24
ThüringenErfurtk/A

Fluoridierung von Trinkwasser

Im Duden wird Fluoridierung wie folgt definiert: „Das Zusetzen von Fluorverbindungen zu Lebensmitteln oder Zahnpflegemitteln, um Karies vorzubeugen“. In Deutschland findet dieses Verfahren vor allem in Zahnpasta, Mundspülungen und Speisesalz Anwendung. Dem Trinkwasser in Deutschland, der Schweiz und in Österreich wird kein Fluor beigefügt. Das Bundesgesundheitsamt schrieb 1985 eine Stellungnahme dazu, die an Gültigkeit nicht verloren hat. Die zwei wichtigsten Argumente gegen eine Fluoridierung des Trinkwassers sind:

  • „Das Trinkwasser soll frei von Zusätzen aller Art … angeboten werden.“
  • „Über 99% des in der Trinkwasserfluoridierung aufgewendeten Fluorids gelangen mit den Abwässern in die Gewässer und bedeuten dort eine erhebliche Erhöhung der Umweltbelastung mit einem chemischen Stoff, denn die Beseitigung des Fluorids aus dem Abwasser ist beim derzeitigen Stand der Abwassertechnik nicht möglich.“

Den kompletten Bericht findet ihr hier.

Trinkwasserfluoridierung in den USA und der Welt

In den USA wurde in den 30er Jahren damit begonnen, dem Trinkwasser Fluorid beizusetzen. Heutzutage trinken über 60% aller Amerikaner fluoridiertes Trinkwasser. Zwar ist seitdem die Anzahl an Personen mit Karies um bis 60% zurückgegangen, dafür erkranken aber deutlich mehr Personen, vor allem Kinder und Jugendliche, an Fluorose. Mehr dazu findet ihr in diesem Essay des amerikanischen National Center for Health Statistics. Seit 1962 wurde dem amerikanischen Trinkwasser in wärmeren Regionen 0,7mg pro Liter und in kühleren 1,2mg pro Liter hinzugegeben. 2015 wurde die Menge herabgesetzt und einheitlich auf 0,7mg pro Liter festgesetzt, da in Regionen mit höherem Fluorid-Gehalt im Wasser vermehrt Flecken auf den Zähnen vor allem von Kindern und Jugendlichen auftraten – das erste Anzeichen von einer Fluoridüberdosierung. (The Guardian (27.04.2015): Fluorid Levels US)

Diese Länder setzen ihrem Trinkwasser Fluorid zu oder haben Fluorid hinzugefügt:

LandFluoridierungFluoridierung abgeschafft
Ägyptenmax. 0,8mg/l
Australien70% der Bevölkerung erhält fluoridiertes Trinkwasser
Chinaseit 1983 aufgrund zahlreiher Fälle von Zahn-Fluorose abgeschafft
England10% der Bevölkerung erhält fluoridiertes Trinkwasser
Irland
Israel2014 endgültig abgeschafft
Japangrößtenteils abgeschafft
Kanadamehrere große Städte fluorisieren ihr Wasser
Lybienseit 2003 abgeschafft
Malaysia75,5% der Bevölkerung bekommt fluoridiertes Trinkwasser
Neuseelandetwa 60% der Bevölkerung erhält fluoridiertes Trinkwasser
SchwedenSeit 1971 verboten
SerbienSeit 2003 abgeschafft
Singapur0,4 - 0,6mg/l
Spanien10% der Bevölkerung erhält fluoridiertes Trinkwasser
Tschechische RepublikSeit 2008 abgeschafft
USA66% der Bevölkerung erhält fluoridiertes Trinkwasser

In Europa ist die Fluoridierung von Trinkwasser wenig verbreitet. Lediglich wenige Regionen in Spanien, Irland, England und Serbien setzen ihrem Trinkwasser Fluorid zu. Hier findet ihr mehr Informationen zu der Fluoridierung in den einzelnen Ländern (auf Englisch).

Die Kontroverse zur Zwangs-Medikation

Nicht nur in Deutschland ist einer der Hauptgründe für das Verbot der Fluoridierung von Trinkwasser die Entscheidungsfreiheit. Bürger sollen die Wahl haben, ob sie Fluorid zu sich nehmen wollen oder nicht. Das sahen auch die Schweden so, die 1952 als eines der ersten Länder fluoridiertes Trinkwasser bekamen. Bereits 1971 wurde die Fluoridierung des Trinkwassers endgültig verboten. Eine offizielle Kommission formulierte in einem Abschlussbericht 1981, dass es bessere Wege gäbe, Karies zu reduzieren z.B. durch bessere Ernährung und Verbesserung der Mundhygiene.

Die Fakten auf einen Blick

  • Fluorid ist ein Gift, das nicht nur für die Umwelt sondern auch für den menschlichen Organismus hochgradig giftig ist.
  • Fluorid stärkt Knochen und Zahnschmelz.
  • In Deutschland und fast allen europäischen Ländern wird dem Trinkwasser kein Fluorid beigemischt. Es enthält dennoch variierende, natürliche Konzentrationen an Fluorid.
  • Bis zu 1,5mg Fluorid pro Liter Trinkwasser sind in Deutschland zulässig.
  • In großen Teilen der USA wird das Trinkwasser fluoridiert.
  • In Gegenden, in denen das Trinkwasser fluoridiert wird, treten deutlich mehr Fälle von Fluorose, vor allem bei Kindern, auf.
  • Zahlreiche Länder, die einmal ihr Trinkwasser fluoridiert haben, tun dies mittlerweile nicht mehr.
  • Eine Überdosis an Fluorid (z.B. eine Zahnpastatube für ein Kind) kann zum Tod führen.

Weiterführende Links

Deutsche Gesellschaft für Umwelt und Humantoxikologie: Fluorid – Ein Segen in der Kariesprophylaxe?

WHO: Water Sanitation Health: Fluoride
Bundesinstitut für Risikobewertung: Durchschnittlicher Fluoridgehalt in Trinkwasser

USA erklärt: Fluoride im Trinkwasser